Impulse

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Zukunft

Wie wir anhand von Weihnachten lernen können, vertrauensvoller zu leben.

Zunächst scheint das Foto (mithilfe von KI erzeugt) eine ganz normale Krippenszene zu sein. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man: Sowohl Maria als auch Josef sind zweimal abgebildet: einmal in der ruhigen, besinnlichen Haltung, einmal mit Ängsten und Sorgen im Gesicht.

Das Bild zeigt zwei von mehreren Seiten, die wir zugleich in uns tragen können, wenn wir an die Zukunft denken. Ängstliche Blicke in die Zukunft sind kein neues Phänomen. Die Bibel als eines der ältesten Zeugnisse von Welt-, Wirklichkeits- und Sinndeutung ist voll davon. In unserer Welt, die sich scheinbar immer schneller dreht, in der Krisen sich überschlagen und Sicherheiten bröckeln, werden sie für manche Menschen zu ständigen Begleiterinnen.

Vielleicht können wir als Menschen der Gegenwart von einer uralten Geschichte und ihrer zeitlosen Botschaft lernen, wie wir mutiger und vertrauensvoller in die Zukunft schauen können: Weihnachten. Weihnachten ist mehr als ein Fest der Lichter und Geschenke. Es erzählt eine Geschichte, die von Hoffnung und Vertrauen handelt, trotz aller  Unsicherheiten. Maria und Josef stehen sinnbildlich für das menschliche Ringen mit der Ungewissheit. Sie sind obdachlos, auf der Suche nach Schutz, und dennoch vertrauen sie darauf, dass sich ein Weg finden wird.

Mitten in diesem Chaos und widrigster Umstände erblickt ein Kind das Licht der Welt. Und mehr noch: Es wird unmittelbar selbst zu einem Lichtblick, der leitet, ordnet und Hoffnung gibt. Philosophisch betrachtet, erinnert uns diese Geschichte an die Kraft des „Noch nicht“.

Der deutsche Philosoph Ernst Bloch spricht in seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“ von der tiefen Verbindung zwischen Hoffnung und Zukunft. Hoffnung, so Bloch, ist keine naive Wunscherfüllung, sondern eine aktive Haltung, die die Zukunft offenhält und das Vertrauen bewahrt, dass sie gestaltbar ist.

Das Weihnachtsfest ruft uns dazu auf, diesen Raum des „Noch nicht“ zuzulassen – nicht als leeren Raum der Angst, sondern als schöpferischen Raum der Möglichkeiten und als Raum des Vertrauen-Lernens, darauf, dass die Liebe stärker gestalten kann als jede andere Kraft dieser Welt. Zukunftsangst, so lehrt die Psychologie,  entsteht häufig aus der Überzeugung, die Kontrolle zu verlieren.

Der Psychologe Viktor Frankl betont, dass wir die Umstände unseres Lebens nicht immer ändern können, wohl aber unsere Haltung dazu. Weihnachten erinnert uns daran, dass Vertrauen – in uns selbst, in andere und vielleicht auch in etwas Größeres – ein machtvolles Gegenmittel gegen die lähmende Furcht vor der Zukunft sein kann. Es ermutigt uns, unseren Fokus von der Ungewissheit hin zur Verheißung zu verschieben.

In Weihnachten liegt eine Botschaft, die weit über religiöse Grenzen hinausreicht: die Einladung, uns mit einer größeren Ordnung zu verbinden, die mit dem Verstand allein nicht zu erfassen ist. Diese Ordnung, nennen wir sie Liebe, göttliches Prinzip oder universelle Verbundenheit, ermutigt uns, loszulassen und dem Leben zu vertrauen, auch wenn der Weg vor uns, wie im Bild einer verschneiten Landschaft noch nicht klar gespurt und die Tiefe der Erfahrungen, die wir machen werden, noch nicht deutlich ist.

In einer Zeit, in der die Zukunft oft wie ein bedrohlicher Schatten erscheint, ist Weihnachten eine Erinnerung daran, dass Licht und Dunkelheit keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig ergänzen. Die Nacht der Geburt Christi ist eine stille, dunkle Nacht – und doch strahlt sie vor Hoffnung. Wie können wir dieses Vertrauen kultivieren, das uns Weihnachten anbietet? Vielleicht liegt die Antwort in kleinen, alltäglichen Gesten. In einem Gespräch, das Nähe schafft, in einem Akt der Großzügigkeit, der uns mit anderen verbindet, oder in einem stillen Moment, in dem wir die Schönheit des Augenblicks wahrnehmen.

Vertrauen entsteht, wenn wir uns erlauben, die Kontrolle ein Stück weit loszulassen und uns auf das Leben einzulassen – mit all seiner Fragmenthaftigkeit, mit all unserer eigenen Unvollkommenheit. Gerade in Gemeinschaft erfahren wir sehr deutlich, dass wir nicht die Zukunft als Ganzes, wohl aber unsere Haltung zur Zukunft, positiv verändern können: indem wir uns gemeinsam stärken, einander Licht und Hoffnung schenken und uns im Licht, das Christus ist, beschenkt wissen von Geborgenheit und einem unbedingten Ja zu uns.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben frohe, hoffnungsvolle und gesegnete Weihnachten - mit einem Blick in die Zukunft, der von Vertrauen und vielleicht öfters auch Vorfreude getragen ist. Herzliche Grüße! Ihr Pfarrer Hannes Dämon P.S.: Sie sind herzlich eingeladen, unsere lebendige und lebensbejahende Gemeinschaft mit „ganz normalen“ Menschen näher kennenzulernen: online in den Livestreams und Online-Meetings oder in der Kirche bei Gottesdiensten und Veranstaltungen.

Pfarrer Hannes Dämon