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Weihnachten - Vorsicht vor Dieben!

Vorsicht vor Taschendieben! Achten Sie auf Ihre Taschen und Wertgegenstände! Diese Warnung hören wir in der U-Bahn und sie steht mittlerweile bei so gut wie jedem Adventmarkt in großen Buchstaben.

Ganz ehrlich: Ich mache mir beim Diebstahl noch ganz andere Gedanken. Es gibt einen „Diebstahl“, der mich viel mehr beschäftigt. Denn der Advent ist eine besondere Zeit.

Zunächst hat man Menschen jahrhundertelang bestohlen. Man hat diesen Menschen erklärt, Jesus sei in einer Krippe wohlig eingehüllt und friedlich geboren. Das ist gar nicht wahr. Unsere Krippendarstellungen zeigen nicht den Dreck des Viehs an der Krippe, sie sie geben keine Darstellung der Kälte ab, die arme Leute ertragen mussten.

Was wir heute bei den Krippen sehen, ist nicht, wie es vor 2000 Jahren war, sondern wie es der Sehnsucht der Menschen entsprach (und entspricht). Jener Menschen im beginnenden Mittelalter, die selbst kaum was hatten. In dieser Zeit verbreitete sich das Weihnachtsfest.

Die ersten Christinnen und Christen feierten ja nur Ostern ganz groß. Es geht mir nicht darum, die Geschichte mit ihrem Diebstahl umzuschreiben. Es geht darum, unsere eigene Geschichte umzuschreiben und uns nicht bestehlen zu lassen: Niemand kann uns die Hoffnung oder Sehnsucht nach Frieden und Harmonie aus dem Herzen reißen. Oder doch?

Der ganze Weihnachtstrubel führt die einen in einen Stress, wie man ihn sonst kaum im Jahr hat. Und die anderen führt er in die Einsamkeit. Das stimmt nicht nur mich nachdenklich. Am Ende müssen wir alle aufpassen, dass wir nicht bestohlen werden; dass man uns den Wert der Weihnacht nicht einfach wegnimmt: Sie ist das Fest der Geburt des Heilands und der Geburt einer Liebe, die jedes menschliche Maß übersteigt.

Ich sage nicht, dass wir aus dem Weihnachten, wie es heute unsere Gesellschaft feiert, aussteigen sollten. Wir sollten nur aufmerksam sein, dass wir nicht bestohlen werden. Das eigene Menschsein aufmerksam hüten und anderen Gutes tun – dafür gibt es in unserer Kirchengemeinde viele Anregungen. Ich hoffe, wir sehen uns bald! Falls nicht, wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben schon jetzt ein frohes, gesegnetes Fest!

Ihr Pfarrer Hannes Dämon